Minecraft in der Familie mit jüngeren Kindern spielen - Wege zum Ziel
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von **Ralf Stockmann**, Feedback gerne auf Mastodon: https://chaos.social/@rstockm
V1.3 - 1.4.2024 ([changelog](https://pad.wolkenbar.de/s/minecraft#Changelog-und-Danksagungen))
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DALL.E 3 prompt: "A screenshot of a minecraft game showing a happy family playing with different types of consoles, lost in cables"
# Ausgangslage
## Pädagogische Eignung
Es besteht ein ungewöhnlich breiter Konsens darüber, dass Minecraft als Computerspiel einen recht hohen pädagogischen Wert entwickeln kann. Als Einstieg in diese Debatte wären etwa zu nennen:
https://www.schau-hin.info/grundlagen/minecraft-fuer-kinder-ist-das-spiel-geeignet/
https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/239420/lernen-mit-minecraft/
https://www.stiftung-digitale-spielekultur.de/paedagogisches-spiel/minecraft/
## Minecraft als Familienspiel
Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder schon während der Grundschule mit Minecraft in Kontakt kommen, ist hoch. Meine Grundthese ist: es gibt ein Zeitfenster zwischen etwa dem 7. Geburtstag (ein gutes Einstiegsalter für Minecraft) und dem Moment, wo Eltern als (Computer)Spielpartner uncool werden und die jeweilige Peer-Group dominant wird.
Dazwischen gibt es vielleicht ein, zwei Jahre, in denen man Minecraft sinnvoll als Familien-Event inszenieren kann. Und das kann interessanter werden, als man vielleicht auf den ersten Blick vermutet - so denn die Rahmenbedingungen stimmen:
### Der eigene Familienserver
Was Minecraft als Spiel von vielen anderen abhebt, ist zum einen der "Sandbox" Charakter - man kann fast alles erschaffen und umbauen - und zum anderen die Persistenz der jeweiligen Spielwelt. Besucht man "seine" Welt eine Woche später wieder, findet man sie exakt so vor wie man sie verlassen hat. Es sei denn: jemand anders hat in der Zwischenzeit etwas umgebaut.
Die Welt wird auf einem Internet-Server gespeichert, jedeR mit Zugang zu diesem Server kann zeitlich völlig ungebunden spielen. Entweder alle in der Familie gemeinsam an verschiedenen Endgeräten (siehe unten) oder auch zeitversetzt - die Eltern bereiten abends etwas vor, das die Kinder erst am nächsten Wochenende entdecken können und umgekehrt.
Entscheidend hierfür ist ein eigener, geschlossener Server. Der ist für wenig Geld ab ca. 5€ pro Monat bei vielen Anbietern zu haben. Eine eigene Installation auf selbst gewartetem Server sollten man nur betreiben, wenn man Zeit und Ahnung für die Administration von LINUX-Systemen hat.
Microsoft selbst bietet mit "Realms" relativ unkompliziert Spielserver an, das ist aber [nicht ganz günstig](https://minecraft.fandom.com/de/wiki/Minecraft_Realms). Dafür entfallen dann viele der unten beschriebenen Probleme bei der Verbindung.
Ich betreibe unseren Server auf unserer Familien-Cloudron Instanz - sowohl die Bedrock als auch die JAVA Version von Minecraft sind dort im Portfolio enthalten (https://www.cloudron.io).
Ein eigener Server erhöht in der Schule sicherlich die Street-Credibility. Zumal beizeiten dann die Freunde mit auf den Server können - die Jugend zieht dann aus der Familien-Burg aus, hinaus in die Wildnis und erlebt eigene Abenteuer.
### Spielmodus
Minecraft bietet verschiedene Spielmodi, für einen sollte man sich am Anfang entscheiden:
| Spielmodus | Beschreibung | Besonderheiten |
|------------|--------------|----------------|
| Survival | Spieler müssen Ressourcen sammeln und gegen Kreaturen kämpfen, um zu überleben. | Gesundheits- und Hungeranzeige, Ressourcenabbau und -verarbeitung notwendig. |
| Creative | Unbegrenzte Ressourcen und keine Gesundheits- oder Hungerprobleme. Ermöglicht freies Bauen ohne Einschränkungen. | Flugmodus verfügbar, sofortiger Zugriff auf alle Blöcke und Gegenstände. |
| Adventure | Ähnlich wie Survival, aber mit Einschränkungen beim Abbau und Setzen von Blöcken, um Karten und Abenteuer zu erleben. | Entworfen für benutzerdefinierte Karten, erfordert spezielle Werkzeuge. |
| Spectator | Ermöglicht es Spielern, die Welt zu beobachten, ohne mit ihr zu interagieren. | Möglichkeit, durch Blöcke zu fliegen und Kreaturen aus der Ich-Perspektive zu sehen. |
| Hardcore | Ähnlich wie Survival, aber mit erhöhter Schwierigkeit und permanentem Tod. | Einmal sterben bedeutet das Ende des Spiels oder das Wechseln in den Zuschauermodus. |
Für das Spielen mit jungen Kindern kommen vor allem zwei Modi in Betracht:
1) Der sehr freie Baukastenmodus "Creative", in dem es alle Ressourcen im Überfluss und keine Bedrohungen gibt. Dies entspricht in etwa dem Besuch im Legoland, wo man in das Steinearchiv eingelassen wird und bauen kann, wozu man auch immer Lust hat.
2) Der deutlich schwierigere und forderndere "Survival" Modus - in dem man sich alles verdienen muss und reale Gefahren auf die Spieler:Innen lauern.
Diese Entscheidung ist nicht ganz einfach zu treffen. Zunächst mag der stressfreie Creative-Modus viel sinnvoller erscheinen. Wir haben den anderen Weg gewählt - das Szenario "wir sind als Familie allein mit dem Flugzeug abgestürzt und müssen wie Robinson Crueso aus dem Nichts eine neue Heimat aufbauen". Ich halte auch aus pädagogischer Sicht den Ansatz "es gibt im Leben nichts geschenkt, man muss dafür hart arbeiten und es wird Rückschläge geben" für sinnvoller - selbst für kleine Kinder. Change my Mind.
Es gibt ferner einige Wege, wie man den Survival Modus etwas "abfedern" kann um allzu große Frustration, gerade am Anfang, zu verhindern. Weiter dazu unten.
Grundsätzlich könnte der "Spectator" Modus auch für noch kleinere Kinder praktikabel sein. Bei unserem 4 Jährigen hat es aber noch nicht gut geklappt: die Steuerung zu schwierig und der Frust, nicht "wirklich" mit dabei zu sein, zu hoch.
### Auf welcher Hardware spielen? Java oder Bedrock Edition
Jetzt fangen leider die Probleme an. Ziel ist also, mit mehreren Personen gleichzeitig auf einem gemeinsamen Server spielen zu können - natürlich JedeR mit eigenem Controller und Spielfigur. Split-Screen Modi skalieren schlecht und machen generell wenig Spaß. Es muss also für jeden dezidierte Hardware her.
Die gute Nachricht: vom Smartphone über Consolen bis hin zu Desktop-Rechnern ist Minecraft gut verbreitet, und prinzipiell können alle nicht nur lokal, sondern auch auf einem gemeinsamen Interne-Server spielen.
Aber.
Es gibt historisch bedingt zwei Versionen von Minecraft - die JAVA und die sog. Bedrock Version. Diese sind zwar spielerisch sehr ähnlich, aber leider für gemeinsames Spiel nicht kompatibel. Man muss sich für den Server also entscheiden, welche Version man spielen möchte.
Dieser Blogpost wird dazu gern rumgereicht:
https://blog.koehntopp.info/2021/12/20/dein-kind-will-minecraft-spielen.html
Mit dem sehr klaren Fazit:
> Niemand spielt Bedrock, und wenn Dein Kind von Minecraft redet, meint es die Java-Edition
Ich würde hier bremsen: ganz so einfach ist die Welt hier nicht, zumindest solange die Racker keinen eigenen Rechner (PC, Laptop) haben. Was mit 7 vielleicht doch noch nicht die Regel ist. Werfen wir nämlich mal einen Blick auf diese Tabelle:
| Plattform | Minecraft Java Edition | Minecraft Bedrock Edition |
|--------------------------|------------------------|---------------------------|
| PC (Windows) | Ja | Ja |
| PC (Mac) | Ja | Nein |
| PC (Linux) | Ja | Nein |
| Xbox Series X/S | Nein | Ja |
| Xbox One | Nein | Ja |
| PlayStation 5 | Nein | Ja |
| PlayStation 4 | Nein | Ja |
| Nintendo Switch | Nein | Ja |
| Mobile Geräte (iOS/Android) | Nein | Ja |
| Windows 10 Mobile | Nein | Ja |
Und plötzlich ist die Welt ganz einfach, aber anders als vielleicht erwartet: wenn bestehende Konsolen wie die Ninendo Switch oder iPads eingebunden werden sollen, bleibt nur der Griff zur "uncoolen" Bedrock Version.
Mein wirklich ernst gemeinter Rat: grämt euch nicht deswegen. All die "coolen" Features wie Mods etc. sind doch erst in einem späteren Alter wirklich relevant, und dann steht auch ein Laptop dafür bereit. Für unser Familien-Setup reicht die Bedrock-Version völlig aus.
Wer dennoch auch die JAVA Version einbinden möchte oder muss, kann es mit https://geysermc.org probieren - das stellt grundsätzlich eine Brücke zwischen den beiden Versionen bereit, bringt aber eben noch mehr Komplexität in das ohnehin knifflige Setup.
Wer seinen eigenen Minecraft-Server wirklich selber hochziehen möchte: als Ergänzung zu diesem Guide hat @aheil@chaos.social eine [tolle Anleitung](https://aheil.de/blog/minecraft) dafür geschieben. Sicher für Fortgeschrittene, aber für die dann eine Goldgrube, die Stunden Recherche einspart.
# Umsetzung
Wir haben uns also für einen eigenen Server entschieden (für uns im Internet gehostet) auf dem die Bedrock-Version von Minecraft läuft. Was sind nun die nächsten Schritte?
## Accounts einrichten
In jedem Fall braucht es für das Spielen der Bedrock-Fassung für alle Spieler:innen jeweils zwingend einen - zum Glück kostenlosen - Microsoft Account. Es kann auch ein bestehender XBOX-Account genutzt werden.
Vermutlich ist es keine schlechte Idee, sich für das Minecraft-Abenteuer komplett frische Accounts anzulegen mit denen man nichts anderes vor hat und die keine Rückschlüsse auf die eigene Person zulassen. In einem recht komplizierten Admin-Interface können Eltern auch Accounts für ihre Kinder anlegen und verwalten, was dereinst nützlich sein kann um etwa die "Ansprechbarkeit" auf öffentlichen Servern einzuschränken.
Eine Sonderstellung nimmt die Ninetendo-Switch ein: hier braucht es _sowohl_ einen Microsoft-Account als auch einen "Nintendo Switch Online" Account - und der kostet Geld, derzeit ab 20 € pro Jahr.
Diese Accountfragen sind schlicht ärgerlich, zumal wir ja auf eigener Server-Infrastruktur spielen wollen. Ist aber leider - derzeit - nicht zu ändern.
## Geräte auf den Bedrock-Familienserver bringen
Im folgenden gehen wir die verschiedenen Plattformen durch und dokumentieren, wie wir ihnen Zugang zu unserem Famileinserver ermöglichen können. Wir steigern dabei den Schwierigkeitsgrad.
### iOS
Die Einrichtung unter iOS (iPads und iPhones) ist relativ einfach und vor allem stabil. Hat man seinen Microsoft-Account verbunden, wird man direkt nach Starten des Spiels angemeldet. Falls nicht, erscheint links mittig ewin entsprechender frauer Button (hier nur angedeutet). Rechts sollte über der Figur der Gamertag Name stehen und man kann "Spielen" auswählen:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/74e10cec-b2fd-4a8d-b11b-f5657c9a33cf.png)
Man wählt nun oben den Tab "Server" aus. In der linken Leiste erscheinen verschiedene Angebote, man scrollt die Liste nach Unten wo "Server Hinzufügen erscheint". Bereits eingerichtete kann man links auswählen und rechts mit "Server beitreten" starten.
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/a054235b-4193-42c8-b472-2bf5ea2c7cbb.png)
Das Einrichten ist ebenfalls einfach:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/edda4cec-4bf4-443a-9d7c-5462f357d523.png)
Der Servername ist beliebig und diehnt nur dazu, ihn in dem vorherigen Screen wiederzufinden. Die Serveradresse ist die URL des eigenen Servers, ohne https:// davor, also etwa "minecraft.meinserver.de". Den Port lässt man auf 19132 es sei denn es wird vom Anbieter des Servers anders angegeben.
### Windows-PC
Die Einrichtung der Bedrock-Version unter Windows sollte keine großen Probleme bereiten. Der Ablauf ist im wesentlichen identisch zur iOS-Version.
### MacOS
Wie aus der Tabelle oben ersichtlich, gibt es keine Minecraft Bedrock Version für MacOS. Es gibt aber einen praktikablen Weg: die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nicht nur ein MacBook besitzt sondern zusätzlich auch noch ein iPhone, dürfte relativ hoch sein. Nun kann man seit einiger Zeit den Bildschirminhalt des iPhones via AirPlay nicht nur auf einen AppleTV streamen (für den es leider auch kein Minecraft mehr gibt) sondern auch auf einen MacOS Rechner mit aktuellem Betriebessystem (ab MacOS 12). Hier ist beschrieben, wie man es unter MacOS einmalig einrichtet:
https://support.apple.com/de-de/guide/mac-help/mchleee00ec8/mac
Der Weg auf dem iPhone ist dann sehr einfach:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/8319bcc3-0f60-42de-a194-b781e61827c6.png)
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/8bd4057b-e0c4-49eb-b52d-bcc9f2b1cb3f.png)
Hier dann das Ergebnis: das Spiel läuft auf dem iPhone, wird auf dem großen Display angezeigt und gesteuert über einen Controller (siehe unten).
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/59dd7eae-7a00-4993-b732-b4a081c6e768.png)
Mit dem Nerd-Level müssen sich Eltern auch vor größeren Kindern nicht verstecken.
### Switch
In vielen Haushalten mit Kindern dürfte eine Nintendo Switch Console vorhanden sein, und auf dieser läuft die Bedrock-Version von Minecraft auch relativ gut.
Die offizielle Minecraft-Version auf Konsolen wie der Nintendo Switch erlaubt jedoch normalerweise keine direkte Verbindung zu einem eigenen Bedrock-Server, der nicht Teil des Minecraft Realms-Service oder der vorgegebenen Server-Liste ist.
Der Weg auf den eigenen Server ist daher grundsätzlich ähnlich zu iOS, mit einem zusätzlichen Schritt: man muss auf der Switch die DNS-Server einmalig anpassen damit Nintendo einen auf fremde Server lässt. Hierfür nutzt man extra dafür eingerichtete Server des [BedrockConnect](https://github.com/Pugmatt/BedrockConnect) Projektes.
Und das geht so: man öffnet die System-Settings auf der Switch (nicht die im Minecraft-Spiel) und geht dann auf
- Internet
- Internet Einstellungen
- eigenes WLAN anwählen
- Einstellungen ändern.
Dann den Bereich DNS suchen und auf "Manuell" umstellen. Für den Primären DNS-Server nimmt man nun:
<kbd>104.238.130.180</kbd> und für den Sekundären DNS-Server <kbd>001.001.001.001</kbd>. Zuweilen funktioniert für denb Primären DNS-Server die <kbd>45.55.68.52</kbd> besser.
Danach wird der eigene Server - hoffentlich - ähnlich gefunden wie bei iOS. Hoffentlich desshalb, da die Stabilität hier bei mir zu wünschen übrig lässt.
Zunächst einmal muss man sich mit zwei Accounts im Spiel anmelden: sowohl mit dem Nintendo- als auch dem Microsoft-Account.
Dann wird der eigene Server nicht als separater Eintrag in der Leiste links (Reiter Server, siehe iOS) angezeigt, sondern man muss erst einen der öffentlichen Server darüber anwählen, so tun als wolle man sich mit diesem verbinden, und danach erst den dann endlich angebotenen eigenen Server wählen.
Die passenden Server erkennt man an diesem Zusatz:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/c18e0d29-7d60-4efe-8ba6-840183f9f4f4.png)
und findet dann hoffentlich den eigenen Server:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/00890ed0-c7b4-4fb8-903b-9ac5407431a8.png)
Wenn hier jemand einen stabileren Weg kennt - bitte sehr gerne her damit. Damit kein Missverständnis entsteht: wenn die Verbindung einmal steht, läuft es genauso gut wie auf den anderen Plattformen. Nur der Weg dahin ist noch eine Umdrehung steiniger.
Weiterhin ist zu beachten: auf der Switch muss die Anpassung des DNS-Eintrages einmalig für _jedes WLAN_ vorgenommen werden - pendelt man also etwa zwischen zwei Haushalten, muss man für jeden einmalig die Änderungen einstellen.
### XBox
Der Weg ist relativ ähnlich zur Switch. Man benötigt ein Microsoft Game Pass Abo um überhaupt irgendwelche Online Features auf der Xbox nutzen zu können. Dann wird ebenfalls der DNS angepasst:
- DNS Einstellungen: Settings -> General -> Network Settings -> Advanced settings-> DNS Settings -> Manual
- Primary DNS: z.B. <kbd>104.238.130.180</kbd>
- Secondary DNS z.B. <kbd>001.001.001.001</kbd> (DNS Provider der Wahl…)
### Playstation (tba)
Hier bitte gerne Informationen an mich zuliefern!
## Controller verbinden
Wenn man Minecraft auf einer Konsole spielt - also Nintendo Switch, XBOX oder Playstation, ist ein Controller schon mit dabei und auch der einzig sinnvolle Weg, das Spiel zu spielen.
Anders sieht es auf den Mobilgeräten (Smartphones, Tablets) und PCs aus. Für die Mobilgeräte würde ich unbedingt die Anschaffung / Nachnutzung eines bestehenden Controllers empfehlen. Zwar läuft das Spiel so _irgendwie_ über den Touchscreen, aber es ist alles sehr hakelig und es hat auch einfach Vorteile, wenn die ganze Familie auf einem einheitlichen Bedienkonzept unterwegs ist.
Die Anbindung aktueller Controller erfolgt dabei recht zuverlässig über Bluetooth. Gerade die Kombination aus iPAD und Controller ist eine ziemlich coole und mobile Variante um Minecraft zu spielen.
Auf dem PC ist grundsätzlich auch die Steuerung über Tastatur und Maus sehr gut möglich - auch hier kann aber ein Controller noch ein Plus an Komfort bringen.
Die JAVA-Version ist hier deutlich weniger zuverlässig per Controller steuerbar - ein weiterer Grund, eher zur Bedrock Version zu greifen.
## Server und Spielwelt anpassen
Ganz am Anfang haben wir schon die unterschiedlichen Spielmodi diskutiert. Creative ist eigentlich zu einfach, alles gibt es im Überfluss. Survival ist aufregend und spannend, aber für kleinere Kinder und gerade am Anfang vermutlich zu schwierig und in Teilen auch angsteinflößend.
Zum Glück gibt es zwischen diesen beiden - sehr weit auseinander liegenden Polen - einen Graubereich. Als Betreiber des Servers kann man Cheats erlauben, mit denen man stressige Aspekte des Survival-Modus abmildern oder ganz beseitigen kann - entweder nur für einen kurzen Zeitraum oder auch langfristig.
Damit kann man sich ziemlich granular eine spannende, aber gut beherrschbare Welt erstellen, bei der man auch beständig den Schwierigkeitsgrad anheben kann.
### Cheat-Modus über die Konsole
Ab hier wird die Anleitung leider etwas ungenau, da die Wege um den Cheatmodus zu aktivieren unterschiedlich ausfallen können - je nachdem, wie der eigene Server vom Betreiber eingerichtet wurde.
Oft reicht es , die Option für Cheats einfach innerhalb des Spiels in den umfangreichen Optionen zu aktivieren.
In meinem Fall ging das nicht: die Cloudron-Installation von Minecraft wird über Textdateien gesteuert, die man über die Cloudron-Adminoberfläche editieren kann und muss. Das sieht dann etwa so aus:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/a9853f17-14f6-40bb-93b7-5b4932d68a47.png)
Standardmäßig war dieser Eintrag in der server.properties Datei auf false gesetzt und damit in den Spieloptionen deaktiviert.
Man muss zudem zumindest seinen eigenen Account mit den Rechten "Operator" versehen - m.E. vereinfacht es die Prozesse, wenn einfach alle diese globalen Rechte bekommen:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/a3f8de9a-1743-4036-aa12-45fc2452d148.png)
Ich musste zudem in der permissions.json Datei noch die Microsoft xuid mit dem Recht "operator" versehen, hier zu sehen:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/6d325f44-801f-4d6e-94ce-76136c8ffc04.png)
Diese xuid ist dem Microsoft-Account zugeordnet und kann über diese Seite herausgefunden werden:
https://www.cxkes.me/xbox/xuid
Dort gibt man den xbox Gametag ein und bekommt eine lange Nummer als DEC Wert zurück, die man in die permissions.json eintragen kann.
Man sieht, dass Cheats freigeschaltet sind, wenn in der GUI oben dieser Button zu sehen ist der zur Cheat-Kommandozeile (und zum Spiel-Chat) führt:
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/027ab2ac-c92c-492d-9108-b35007c196d2.png)
Cheats werden unten im Textfeld eingegeben, gestartet durch ein <kbd>/</kbd> Zeichen.
Und ja: das wir hier, um ein _Kinderspiel_ vernünftig spielen zu können, so einen Aufwand betreiben müssen, ist ABSURD. Ich gehe davon aus, dass dies aber in der doch etwas speziellen Auslieferung des Bedrock-Servers durch Cloudron begründet ist, und "normalere" Angebote für eigene Server deutlich komfortabler in der Konfiguration sind.
Natürlich kann man auch den ganzen Bereich der Cheats erst einmal zurückstellen und "normal" losspielen. Man muss sich dann aber im klaren sein: Minecraft hat durchaus Situationen, die zu extremen Frustmomenten führen können, und das fällt schon Erwachsenen schwer. Hier ein paar Beispiele:
- Man hat sich zu weit von der Basis entfernt und findet nicht mehr zurück. Im worst Case bedeutet dies, eine neue Basis bauen zu müssen.
- Man fällt irgendwo runter, stirbt aufgrund der Fallhöhe und verliert alle wervollen Gegenstände die man bei sich trug. Die kann man zwar "im nächsten Leben" direkt wieder einammeln aber: dazu muss man erst einmal die Stelle wiederfinden.
- Man erkundet eine Höhle, die immer tiefer geht, und merkt dann, dass der Rückweg viel schwieriger wird weil man immer nur einen Block Höhe hochklettern kann, aber deutlich mehr herunterlaufen kann. Wenn man jetzt keine Spitzhacke dabei hat um sich eine neue Treppe zu graben...
- Wenn es Nacht wird, kommen die Monster. Die sind mit guter Ausrüstung und einer guten Basis im Rücken entspannt im Schach zu halten, aber diese Ausrüstung muss man sich erst einmal erarbeiten. Bis dahin sind sie ziemlich gefährlich.
- Selbst für Fortgeschrittene gefährlich: so vorsichtig man auch ist, irgendwann landet man in einem Lava-Feld. Ob man jetzt einen Eimer Wasser zum löschen dabei hat und schnell genug ausgewählt/eingesetzt hat? Besonders unangenehm: im wahrscheinlichen Todesfall sind dann auh fast alle Gegenstände die man hatte "verbrannt".
Minecraft ist im im Survival-Modus wirklich kein Spaziergang, selbst für erfahrene Gamer:innen.
Ich rate daher dringend dazu, gerade am Anfang die Möglichkeiten der Cheats zu nutzen und situativ im Spiel einzusetzen - meist gelingt das auch so, dass die Kinder davon gar nicht viel mitbekommen.
#### Wechsel der Schwierigkeit
Der effektivste Weg, Spannung aus dem Survival Modus herauszunehmen, ist die Anpassung der Schwierigkeit. Mit dem Konsolenkommando <kbd>/difficulty</kbd> kann man folgende Werte setzen:
| Schwierigkeitsgrad | Wert | Beschreibung |
|--------------------|-------|----------------------------------------------------|
| Peaceful | 0 | Keine feindlichen Mobs, automatische Regeneration |
| Easy | 1 | Weniger Schaden durch Mobs, Hunger nicht tödlich |
| Normal | 2 | Standard-Schadens- und Hungermodus |
| Hard | 3 | Mehr Schaden durch Mobs, Hunger kann tödlich sein |
Peaceful scheint hier zunächst die logische Wahl. Es hat aber auch Nachteile, wenn es (vorwiegend Nachts) überhaupt keine Monster mehr gibt. An manche Rohstoffe kommt man etwa nur über besiegte Monster heran, etwa Fäden von Spinnen. Ohne Fäden kann man wiederum keine Bögen bauen. Auch das im fortgeschrittenen Spiel wichtiger werdende Erfahrungssystem (die Punkteleiste am unteren Rand) um etwa Verzauberungen von Gegenständen vornehmen zu können, basiert zu einem Gutteil auf dem gelegentlichen Kampf mit Monstern.
Bei uns hat sich daher ein steter Wechsel bewährt: in Sammel- Erkundungs- und Aufbauphasen spielen wir entstannt auf Peaceful. Alle paar Tage stellen wir dann für eine Weile auf Easy um, allerdings gut ausgerüstet und vorbereitet.
Dieser Wechsel wird beiden Ansprüchen gerecht und hält die Motivation hoch.
#### Inventar auch bei Tod behalten
Eine Alternative zum Wechsel des Schwierigkeitsgrades ist ein weiterer Cheat: mit <kbd>/gamerule keepInventory</kbd> behält man auch nach einem Ableben sein Inventar. Das nimmt dem Tod ziemlich effektiv den Schrecken, man muss nicht mehr zur letzten Todesstelle finden, braucht keinen Bergungskompass, ärgert sich nicht, dass dennoch die Lava fast alle Gegenstände verschlungen hat und so weiter.
Welche der Beiden Varianten - oder auch eine Komnbination - der eigenen Familie mehr helfen muss man im ZWeifel einfach ausprobieren.
#### Teleportieren
Eine unbekannte Welt erkunden und in ihr als Familie klarzukommen - das ist das große Versprechen von Minecraft, und das wird auch eingelöst. Es ist aber immer wieder erstaunlich, wie schnell man sich vom Entdeckergeist mitreißen lässt und sich zu weit von der Basis entfernt. Irgendwann hat man einen Kompass und Karten, was die Navigation schlagartig viel einfacher macht. Bis dahin aber ist der Teleportieren-Cheat Gold wert: man kann als Operator eine beliebige Figur an den Ort einer anderen Figur versetzen. Die Tochter hat sich also auf einer Erkundungstour verlaufen und findet allein nicht mehr zurück: kein Problem, wir teleportieren sie zu unserer Figur zurück in die Basis.
![](https://pad.wolkenbar.de/uploads/efa63251-ae0d-45e2-8d1b-7dd98a93f044.png)
Dabei ist ersichtlich eines zu bedenken: es sollten nicht alle _gleichzeitig_ zu weit in der Welt herumlaufen, zumindest einer sollte in der Nähe der Basis bleiben. Solche Absprachen machen für uns auch einen guten Teil des Spielreizes aus - es macht eben nicht jeder sein Ding, sondern man muss sich innerhalb der Familie abstimmen.
#### Nützliche Gegenstände
Mit dem Cheat <kbd>/give</kbd> kann man Gegenstände "herbeizaubern" und einer gerade im Spiel befindlichen Figur geben - egal, wo sich diese gerade befindet. Möglich sind hier schlicht ALLE Gegenstände in Minecraft - also auch solche, deren Herstellung normalerweise sehr aufwändig ist.
Hier verläuft für mich eine Grenze: wenn man diese Funktion zu leichtfertig benutzt, nimmt man sich m.E. auch den Spielspaß bzw. kann eigentlich gleich in den creative-Modus Wechseln wo es alles im Überfluss gibt.
Es git aber zwei Objekte, die einerseits so nützlich und andererseits im frühen Spiel so schwer herzustellen sind, dass ich hier bei unserer Familie Ausnahmen mache:
- **Kompass**
Zeigt immer in Richtung der Basis. Laufe ich nur lange genug in Richtung der Nadel, werde ich wieder nach Hause finden. Eine gute, "natürliche" Alternative zum Teleportieren.
- **Bergungs-Kompass**
Als Cheat "recovery_compass" genannt. Dieser Zeigt immer zu der Stelle, an der ich das letzte mal gestorben bin. Gold und noch mehr Wert, um nach einer langen Expedition den Ort wieder zu finden, wo all meine Schätze lagen.
# Erste Schritte und Spielstrategien
Minecraft lebt davon, dass man selber Dinge entdeckt und erfindet - ein Lösungsbuch ist für den Spielspaß daher eher kontraproduktiv. Daher im Folgenden nur ein paar erste Anregungen und Tipps, die die allerersten Spielstunden etwas weniger stressig machen.
## Die erste Nacht
Die erste Nacht im Survival-Modus ist eine Herausforderung: überall tauchen plötzlich Monster auf, Weglaufen bringt nicht viel da die Monsterdichte ziemlich konstant ist und gerade bogenschießende Skelette ziemlich gut auch aus der Distanz treffen.
Der sinnvole Weg ist daher: so schnell wie möglich eine provisorische Unterkunft bauen. Am einfachsten mit Hilfe einer Holz-Spitzhacke in einen Berghang gebaut.
Man sollte dann früh daran gehen, Fackeln zu produzieren - die brennen endlos und haben die zentrale Eigenschaft, dass sie das Spawnen - also das Erscheinen von Monstern aus dem nichts - in einem Umkreis von 7 Blöcken verhindern. Also mindestens eine Fackel in die neue kleine Höle, eine Tür davor oder Zur Not ein paar Erdbrocken und dann wartet man die Nacht erst einmal ab.
## Orientierung
Orientierung ist das A und O in Minecraft, sehr schnell geht man sonst verloren. Bis man Kompass und Karten hat, bewährt sich eine simple Strategie: man errichtet entlang markanter Punkte Leuchtfeuer, die auf hohen 1-Block Türmen stehen. Wie man so einen Turm einfach baut findet ihr schon selber raus, oben eine Fackel drauf die auch in der Nacht gut zu sehen ist, fertig ist der "Leuchtturm". Aber Achtung: ohne Rüstung verläuft ein Sturz aus zu großer Höhe (mehr als 23 Blöcke) tödlich.
## Die sichere Burg
Jeden weiteren Tag kann man die eigene Basis erweitern, mit Mauern umgeben (die meisten Monster können nicht höher als 2 Blöcke springen) usw.
Wichtig zu wissen: Licht/Fackeln hindern Monster wirklich nur am Spawnen in dem Bereich, sie können aber problemlos unter Fackeln duerchlaufen.
## Fortgeschrittene Projekte
Es kommt immer mal wieder vor, dass man denkt - "nun habe ich in diesem Spiel aber so ziemlich alle Mechaniken entdeckt". Nein. Nur ein paar Hinweise, in welche Richtung man experimentieren kann und sollte:
- Umgang mit Tieren
- Karten
- Plantagen
- Verzaubern von Gegenständen
- Handel mit Dörflern bzw. Aufbau eines eigenen Dorfes
- Automatisierte Farmen
Und dann natürlich die nicht endenden Möglichkeiten, die einem Redstone bietet.
Viele gute Anregungen kann man aus diesen "[Minecraft-Filmen](https://www.youtube.com/watch?v=nV5sxKgk4Ls)" beziehen - eigentlich eine Tutorial-Serie, die der Youtuber mit viel Mühe zu diversen "Filmen" verdichtet hat. Bisher sind erschienen:
- [Die Farm](https://youtu.be/nV5sxKgk4Ls?si=L-XyKvLGJ9PCFMja)
- [Das Dorf](https://youtu.be/ZJWseLGctUo?si=STNHzYfY5CKVZfx8)
- [Die Burg](https://youtu.be/_oeCGGLJQHg?si=4elD570HpsOIdMpO)
- [Die Miene](https://youtu.be/Nwsv0IcTz6c?si=ocQJ3wR5OtgWC5Dk)
- [Das Bergdorf](https://youtu.be/G4BclzsF3nA?si=WAprpVcQA0-r1db0)
Das sind zusammen 10 Stunden Video, meine Kinder waren begeistert. Natürlich ist das nicht Game of Thrones, aber man lernt doch einige interessante Bautechniken, und die Handlung birgt doch Einiges an Abwechslung und "Oha" Momenten. Wenn man etwa durchschaut, wer da alles am Ende der Burg zur Hilfe eilt - das ist schon ein kleiner "Netzschauder" Moment.
Das dort vorgestellte Element des "[Aufträge durch Briefe erteilen](http://konnexus.net/article/K230716A-minecraft-aufgaben-in-briefform)" kann man sicher gut adaptieren wenn mal Leerlauf droht.
Habt Spaß, und schützt eure Familie!
# Changelog und Danksagungen
Wie erhofft gibt es etliche Rückmeldungen und Ergänzungen. Diese sind hier chronologisch aufgeführt:
## Version 1.1 - 16.3.2024
- Hinweis auf [Realms Server Angebot](https://minecraft.fandom.com/de/wiki/Minecraft_Realms) von Microsoft ergänzt, danke an @agorabbit.bsjy.social
- Hinweis auf https://geysermc.org als Brücke zwischen der JAVA und Bedrock Version, danke an @michaelz@mas.to und @jakob42@mastodon.social
- Hinweise zum Verfahren auf der XBOX und eher wackeligem Controllersupport der JAVA Version, danke an @fex@fosstodon.org
## Version 1.2 - 21.3.2024
- Hinweis, dass der DNS-Eintrag auf der Switch für jedes WLAN neu gesetzt neu angepasst werden muss, danke an @bitsunited@chaos.social
- DNS-Anleitung für die XBOX, danke an @fex@fosstodon.org
- Verweis auf das Konzept "[Aufträge durch Briefe erteilen](http://konnexus.net/article/K230716A-minecraft-aufgaben-in-briefform)", danke an @mastar2323@rollenspiel.social
## Version 1.3 - 1.4.2024
- Hinweis auf [BedrockConnect](https://github.com/Pugmatt/BedrockConnect)
- alternativer DNS-Server <kbd>45.55.68.52</kbd> eingefügt
- Verweis auf [The missing Link of the Minecraft Server in the Kinderzimmer](https://aheil.de/blog/minecraft) von @aheil@chaos.social
- Ergänzung des <kbd>/gamerule keepInventory</kbd> cheats
- Bessere Erläuterung, wie man auf der Switch den eigenen Server findet